top of page

Was verstehen Kinder in welchem Alter?

  • 8. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Okt.

Kinder sehen die Welt mit ganz eigenen Augen – und das verändert sich mit jedem Lebensjahr. Was für Erwachsene als selbstverständlich erscheint, kann für ein Kleinkind noch unbegreiflich sein. Um sie bestmöglich zu begleiten, ist es hilfreich zu wissen, was sie in welchem Alter verstehen. In diesem Beitrag erhältst du einen Einblick in die wichtigsten Entwicklungsphasen deines Kindes - vom Neugeborenen bis zum Teenager.


Kleinkind schaut neugierig - Entwicklung des Kindes

Vom Neugeborenen zum Kleinkind


Forschungen haben gezeigt, dass die ersten sechs Lebensmonate eines Neugeborenen entscheidend für seine gesamte weitere Entwicklung sind. Grund dafür ist, dass sich hier das Urvertrauen entwickelt, was Grundlage für die spätere Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ist und somit auch für die spätere emotionale Intelligenz sowie die soziale Kompetenz. Daher ist es wichtig, als Elternteil auf die Bedürfnisse des Neugeborenen einzugehen, damit es merkt, dass immer jemand da ist, es ernst genommen wird, geliebt wird und wichtig ist. Diese Phase kann später nicht nachgeholt werden, da sich das Kind dann zunehmend für seine Umwelt interessiert und lernt, sich selbst zu beruhigen.

Im ersten Lebensjahr nehmen sich Kinder noch nicht als eigenständigen Menschen wahr, sondern als Teil ihrer Mutter. Erst nach ca. 1- 1½ Jahren entdecken sie ihren eigenen Willen und das Prinzip von Ursache und Wirkung. Sie verstehen ein klares „Nein“ der Eltern auch wenn sie sich selbst noch mehr mit ihren physischen Möglichkeiten ausdrücken. Dieses Grenzen setzen durch die Eltern ist nun wichtig, da das Kleinkind immer wieder testet, wie weit es gehen kann. Dabei sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass sie in dem Alter noch nicht wissen was sie tun und z.B. aus kleinen Rangeleien unter Gleichaltrigen kein Drama machen. Ein ernstes „Nein“ und die Erklärung, dass man andere nicht schlägt sollten hier ausreichen.

Kinder bekommen nun eine Vorstellung von Regeln.

Kind spielt mit Seifenblasen - Entwicklung des Kindes

Drittes und viertes Lebensjahr


Im dritten und vierten Lebensjahr beginnen Kinder in ihr Umfeld hineinzuwachsen und die Realität wahrzunehmen. Jetzt sind die Eltern das größte Vorbild. Das Kind nimmt die Rollen der Eltern wahr und ahmt bestimmte Verhaltensweisen nach.

Durch das Zusammenspielen mit anderen erlernen sie nun Rücksichtnahme und Kooperationsbereitschaft. Sie grenzen sich mehr und mehr von ihrer Umwelt ab und verstehen sich zunehmend als eigenes Individuum mit eigenen Gefühlen und Gedanken, die zu Handlungen führen können. Sie entwickeln ihre Persönlichkeit und können sich in Ansätzen in andere hineinversetzen. Die „Alles-meins-Brille“ dominiert dennoch nach wie vor ihr Verhalten.


Vorschul- und Schulkinder


Ca. ab dem fünften Lebensjahr können sich Kinder nun an bekannte Regeln halten. Trotzdem kommt es vor, dass sie lügen oder anderen einfach etwas wegnehmen. Das gehört zur Entwicklung dazu, denn zwischen fünf und sechs Jahren ist der Wunsch diese eine Sache haben zu wollen manchmal größer als die Erfassung der tatsächlichen Möglichkeiten. Statt einer Moralpredigt oder einer Strafe ist es hier besser, verständnisvoll mit ihm zu sprechen und begreifbar zu machen, dass man z.B. seine Tante nicht anlügt, da sie ihm sonst in Zukunft nicht mehr glauben kann. Du kannst auch dein Kind fragen, wie es sich fühlen würde, wenn man es anlügen würde oder ihm etwas wegnehmen würde und anbieten ihm dies zu kaufen.


spielende Kinder in der Natur - Entwicklung von Fähigkeiten

Mit ca. acht bis zehn Jahren sind Kinder in der Lage vorsätzlich zu lügen, etwas zu verbergen oder anderen gezielt zu schaden. Dann sollten Eltern zu strengeren Maßnahmen greifen.

Nach der Einschulung werden nun Mitschüler und Freunde immer wichtiger und es kommt zu ersten Wertekonflikten.

Ein Erstklässler verfügt bereits über ein recht ausgeprägtes Einfühlungsvermögen, dennoch ist ihm noch nicht bewusst, dass er mit rücksichtslosem oder respektlosem Verhalten andere verletzen kann. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er „Komisches“ auch als solches beurteilen und somit andere verspotten darf. Hier ist es Aufgabe der Eltern mit dem Kind zu sprechen und ihm zu erklären, wie sich das aus Sicht des Leidtragenden darstellt und anfühlt. Frage hier dein Kind z.B., wie es ihm gehen würde, wenn es in der Situation des anderen wäre.

Zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahr empfinden Kinder nämlich einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und leben nach der Maxime „Wie du mir, so ich dir“. Das bekommen auch Eltern zu spüren. Und auch hier gilt es Grenzen zu setzen. Nur dann kann das Kind Disziplin und Verantwortung lernen.


Es lässt sich nicht immer vermeiden, dass ein Kind früher oder später mit Gewalt (körperlich oder psychisch) konfrontiert wird. Hier sollten Eltern den Nachwuchs ermutigen, sich verbal zu wehren. Wenn es nicht lernt, für sich einzustehen, kann auf Dauer dessen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl abnehmen.

Wenn das Kind jedoch nicht selbst in der Lage sich zu wehren, solltest du als Elternteil eingreifen z.B. indem du den Lehrer um Unterstützung bittest. Wichtig ist es hier, ruhig und sachlich zu bleiben. In Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten liegt es auch an den dort arbeitenden Pädagogen und Erziehern, aggressives Verhalten nicht zu tolerieren und bei Missachtung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

 

Im sechsten bis achten Lebensjahr können Kinder bereits ihre eigene Meinung vertreten und lernen, dass es unterschiedliche Standpunkte gibt. Natürlich möchten sie aber ihre eigene Meinung durchsetzen, das gehört zur Entwicklung dazu. Auch hier gilt es, als Eltern den Standpunkt des Kindes zu respektieren und trotzdem Grenzen zu setzen.



Pubertät


Im Teenageralter sind Offenheit, Teamgeist, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit bereits recht gut ausgeprägt. Für sie spielt Gerechtigkeit wieder eine wichtige Rolle und sie sind in der Lage andere so zu behandeln, wie sie selbst behandelt werden möchten. Trotzdem verwandeln sich oft die vorher noch freundlichen, netten Kinder auf einmal in gereizte und abweisende Menschen.

Zunächst erscheint die bisherige Erziehung und die Vermittlung von Werten wie Ehrlichkeit, Respekt, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft vielleicht als umsonst, doch das täuscht.

Die Jugendlichen definieren in diesem Alter ihre Werte neu, lernen selbst zu entscheiden und die Konsequenzen dafür zu tragen. Dadurch sind sie später in der Lage, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Als Eltern gilt es, hier dennoch Grenzen zu setzen, Interesse zu zeigen ohne sich aufzudrängen, das Kind als eigenständige Person zu respektieren und da zu sein, wenn es Hilfe braucht.


Jugedliche im Park - persönliche Entwicklung

Fazit


Kinder verstehen die Welt je nach Alter auf ganz unterschiedliche Weise – und genau darin liegt die Herausforderung für Eltern. Während Neugeborene vor allem Geborgenheit und Verlässlichkeit brauchen, entwickeln Kleinkinder langsam ein Gefühl für Regeln und den eigenen Willen. Vorschul- und Grundschulkinder lernen zunehmend, sich in andere hineinzuversetzen und Verantwortung zu übernehmen – brauchen aber weiterhin klare Grenzen und viel Orientierung. In der Pubertät suchen Jugendliche schließlich nach eigenen Werten und Selbstständigkeit, ohne dabei die elterliche Begleitung ganz aus den Augen zu verlieren. Wer als Elternteil die altersgerechte Sichtweise seines Kindes versteht, kann es besser unterstützen, fördern und gelassener begleiten.





Quellen:

Gerda Pighin (2021): "Kindern Werte geben – aber wie?", Ernst Reinhardt Verlag, München Basel

 Heike Kovács, Birgit Kaltenthaler (2006): “Mein Kind braucht Werte“, Gondrom Verlag GmbH, Bindlach

 
 
 

Kommentare


Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden. Bitte den Website-Eigentümer für weitere Infos kontaktieren.
bottom of page